A, B, C … Reading

14 Mai 2011
@ aktuell

A, B, C …
READING

Wir laden euch ein an dem Reading A,B,C … teilzunehmen. Diese Form des Readings ist ein Lesen in der Gruppe, über Skype und Wiki. Mitunter sind diese Lektüren auch sehr spielerisch. Nachdem es vor Ort stattfindett, ist es einfach euch ebenda in die Handlungsmöglichkeiten einzuführen.

Wir lesen Derridas „Verstohlene Prätexte“, in Auszügen und einige Passagen anderer Autoren, die im direkten Zusammenhang mit diesem Text stehen. Die Vorgangsweise setzt üblicherweise dabei an, dass eine erste Lektüre im Reading selbst sowohl möglich sein muss als auch erwünscht ist. Die wiederholende Lektüre eröffnet dann jeweils einen unterschiedlichen Moment des gemeinsamen Wissens und Interesses. Voraussetzung ist ein prinzipielles Interesse an der Lektüre von und dem Umgang mit theoretischen Texten.

Wir beschränken die Lektüregruppe, weil bei einer zu großen Gruppe das Lesen mitunter zu sehr auseinander driftet. Um Anmeldung wird daher gebeten unter tigerz@chello.at

Falls ihr Fragen habt wendet euch bitte an dieselbe Adresse.

Do., 19 Mai 2011, 13-16 Uhr sowie Fr., 20. Mai 2011, 12-14 und 16-18 Uhr

Vor Ort : Akademie der Bildenden Künste, Turm 4 (2. Stock), Schillerplatz 3, 1010 Wien
Oder online: http://automatist.net/deptofreading/wiki/pmwiki.php/DerEntwendeteBrief

Für weitere Informationen antwortet uns bitte bis Mittwoch, 18. Mai 2011.

A, B, C …

Wenn wir uns diesmal im Department of Reading Jacques Derridas „Verstohlenen Prätexten“ (aus Derridas Le facteur de la verité) in Auszügen zuwenden, so vor einem zugleich als überbordend und unfassbar sich abzeichnenden Hintergrund. Derridas Text liegt Jacques Lacans Lektüre von Edgar Allen Poes „The Purloined Letter/Der entwendete Brief“ ebenso zugrunde wie jene Marie Bonapartes und ist selbst wiederum Material für Barbara Johnson und andere. Es haben also schon zahlreiche Lektüren und Lektüren der Lektüren, ein üppiger Austausch des Wissens, des lehrreichen Wissens und der wissenden Belehrung stattgefunden, denen wir gewissermaßen nichts hinzufügen wollen.

Denn, so A: In Bezug auf den heutigen postfordistischen Imperativ der Wissensproduktion und Kommunikation interessiert mich Wissensproduktion als Moment des Zentrierens, als spezifische Arbeit, die das Spiel der Struktur bestimmten Ökonomien folgend beschränkt. Diese Ausrichtung einer Struktur steht in einem wechselseitigen Verhältnis zu Vorgängen des Institutionalisierens. Es wird mir in der Auseinandersetzung mit diesen ineinander verschachtelten Texten – Poe/Bonaparte/Lacan/Derrida/Johnson – weniger um das Hinzufügen einer weiteren Instanz von Text-Kritik in einem akademischen und institutionellen Disput gehen, als mit diesen Textverhältnissen performativ zu verfahren. Das bedeutet, diese Texte zueinander inhaltlich und formal als Skript einer Wiederholung zu betrachten, was sowohl auf die Beziehung der Texte zueinander als eben auch auf die Wiederholbarkeit dieser Texte im Sinne eines Skripts abzielt: als Readymade Score einer Performance der Wissensproduktion,
der zugleich auch Protokoll eines Dramas der Subjektivierung ist, in dem es um Zeichen- und Bedeutungsproduktion geht.

Dieses Skript der Lektüren von „The Purloined Letter/Der entwendete Brief“ verzeichnet die Bezogenheit von Subjekten aufeinander als Grundbedingung von Wissensproduktion, die in ihrer intersubjektiven Konstitution jedoch offen bleibt und von Unsicherheit gezeichnet ist, und greift diese Bezogenheit zugleich als Modus operandi einer Produktion auf.

In der Umsetzung bedeutet dies, mit einer Gruppe von ProduzentInnen, die ihre je eigenen Arbeitsweisen mit in das Projekt bringen, in unterschiedlichen Settings den Readymade Score „The Purloined Letter/Der entwendete Brief” auf seine Aufführungsmöglichkeiten hin zu erproben. Etwa: Das gemeinsame Lesen und Besprechen des Textkomplexes als Probelauf eines nie fertigzustellenden Stückes zu entwerfen. Der Readymade Score aktualisiert sich als ein Stück, in dem Subjekte, die – indem sie als Gruppe handeln und so noch nicht wissen können oder wollen – Wissensproduktion in ihrer Unbestimmtheit und Kontingenz aufführen.

In dieser ersten Annäherung, dem ersten Setting, bewegen wir uns an der Oberfläche der dramatischen Struktur des Textes. B: Was mich interessieren würde, ist den Formalisierungen und Abstraktionen, d. h. den Figuren des Stückes im metaphorischen wie buchstäblichen Sinn nachzugehen. Für mich bedeutet das dann, die formalen Abstraktionen der Subjekte (bei Poe, Bonaparte, Lacan, Derrida, Johnson, et. al.: die Königin, der König, der Minister, Dupin, Ego, Superego, Unbewusstes, Narrator etc.), aber auch die diese Subjekte mitproduzierenden, modellhaften Formen (Double, Dreieck, Viereck etc.) aufzuführen. Das heißt, wir setzen dort an, wo Derrida Lacan vorführt, Derrida vorgeführt wird: bei Dreiecken, die aus Vierecken entnommen werden, bei Vierecken, die Leerstellen aufweisen und ständig in Bewegung scheinen. Vielleicht bilden sich auch Kreise und Schleifen, Wiederholungen. C: Unser Verfahren ist das Abzählen und Wiedergeben, das Nummerieren und Buchstabieren. Wir f
ügen die textlichen Einheiten in ein Raster, wir führen sie auf und folgen dabei den vorgegebenen Bedeutungsproduktionen bzgl. der Darstellung einer – nicht zuletzt psychoanalytischen und zugleich abstrakten und modellhaften – Idee des Subjektes, das sich in Täuschung, Anerkennung und Verkennung zeigt. Protokoll eines letztlich fröhlichen Dramas und Skript für ein kommendes, … s.o.


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