Now-Wow Ein Screening-Raumkonzept in der Mensa der UNIVERSITÄT FÜR ANGEWANDTE KUNST
Magdalena Barthofer, Maria Fößl, Anna Demmelbauer und Christoph Graf
Wir dürfen mit Freude und ein wenig Stolz verkünden, dass es ab 9. November 2010 einen Screening Raum gibt!
Hierfür wurde die Mensa so adaptiert, dass sie abends in wenigen Schritten in eine Kinosituation umgewandelt werden kann.
FILME ZEIGEN:
Schreiben Sie an now-wow@live.com. Wir setzen uns umgehend mit Ihnen in Verbindung, beantworten Ihre Fragen und versuchen Ihrem Terminwunsch entgegen zu kommen.
Wunschgemäß wird Ihre Vorführung in das Now-Wow Programm aufgenommen und über das Büro für Öffentlichkeitsarbeit ausgesandt.
Der Mensabetrieb schließt um 19.00 Uhr. Mit einem Screeningtermin ist es möglich bis 19.00 Uhr gegen Unterschrift, eine Kopie Ihres Ausweises und eine Kaution den Schlüssel zum Screeningraum entgegen zu nehmen. Ab 20.00 Uhr ist der Raum nutzbar! Der Raum muss so verlassen werden, wie er vorgefunden wurde, dh. der Boden muss gereiningt, das Mobiliar an seinem ursprünglichen Ort sein. Die Einrichtung der Mensa (Küche) inklusive aller Lebensmittel dürfen keinesfalls in Anspruch genommen werden.
Wir bieten an:
feedback
fix montierter Projektor mit RGB-Eingang, VHS-Player, DVD-Player
Rollbildwann 3×4 Meter
Vorhang 14×5.35 Meter
Tonanlage
Mobiliar
ERÖFFNUNGSPROGRAMM NOW-WOW
Progamm1
mit Gast2
PHOTO3
10.-21. November 2010 ab 20.00 Uhr4
Wir denken an keine bestimme Vorführpraxis.
Wir wünschen uns nichts Spezielles oder Beliebiges.5
1 Fügen Sie Film/Video/Youtubevideo etc Ihrer Wahl ein.
2 Laden Sie eine/n GastkommentatorIn/KünstlerIn/sich selbst ein.
3 Fügen Sie Ihr TIFF, JPG, MPEG, … ein.
4 Wählen Sie Ihr Wunschdatum und die Beginnzeit im Zeitraum der Eröffnungswochen.
5 Fügen Sie einen Text ein, der Ihr/en Abend/Forschungsinteresse beschreibt.
BISHERIGES PROGRAMM IN DEN RÄUMEN DER KLASSE FÜR KUNST UND KOMMUNIKATIVE PRAXIS
Les amants réguliers (Phillip Garrel, F 2005, 178 Min.)
Peter Watkins, La Commune (Paris, 1871) (F 2000) 375 min
Ingmar Bergman, Persona (S 1966), 85 min
Andrea Fraser, Projection (GB 1974), 55 min
Karolin Meunier (D), Künstlerin, I walked unannounced into a room with 12 students
Rosemarie Trockel, Aus der Reihe: Manu’s Spleen (D 2002), ca 3 min
John Coney, Space Is the Place (GB 1974), 85 min
Carlo Peters, Komponist und Supervisor in Sachen elektronischer Musik
Birgit und Wilhelm Hein, Rohfilm (D 1968), 20 min
Quentin Tarantino, Death Proof (D 2007), 90 min
Ricarda Denzer, Tür Nr. 14 (A 2001), 14 min
Gerhard Friedl, Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen (D 2005), 73 min
Romuald Karmakar, 196 bpm (D 2002, 60min)
Rudolf Steckholzer, title design (A 2006, 5min)
Hubert Fichte/Leonore Mau, Die spanische Treppe (1970), 11 min
Tsai Ming-liang, Dong/The Hole (Taiwan 1998), 95 min
Michaela Grill/radian, kilvo (2004), 6 min
Mike Figgis, Time Code (USA 2000) 96 min
Dorit Margreiter, 10104 Angelo View Drive (2004)
Dziga Vertov, Chelovek s kino-apparatom/The Man with the Movie Camera (1928)
RÄUMLICHE EINGRIFFE:
Der Screeningraum, der sich in der Mensa im Erdgeschoß der Universität für angewandte Kunst Wien befindet, wird durch deren Eingang betreten.
Ein Leuchtsymbol über der Tür wird den Eingang markieren. Im Raum verbirgt ein bodenlanger schwarzer Moltonvorhang einerseits die Mensatheke, andererseits die Frontfenster und die grünen Sitzbänke darunter. Der Vorhang dunkelt so den Raum ab und nimmt ihm auch die Gebrauchsfunktion Mensa. Er beginnt in der rechten vorderen Ecke und wird kurzerhand durch die Gehrung der grünen Sitzbänke, längs der Vorderseite geführt. Nach einer Kurve mit einem 90° Winkel verbirgt der Vorhang die etwa neun Meter lange Thekenseite und endet dort. Die Führungsschiene des Vorhangs verläuft weiter an der Rückseite bzw. Spiegelseite und auch über der Tür und bis zum Beginn der Sitzbänke.
Die Rollbildleinwand befindet sich an der Vorderseite vor dem Vorhang und kann mittels einer Fernbedienung automatisch hinab und hinauf gelassen werden. Der an der Decke montierte Beamer ist mit RGB Monitorkabel, VHS- und DVD-Player ausgestattet. Um eine hervorragende Akustik zu gewährleisten, sind die Lautsprecher der Mensa der Kinosituation entsprechend versetzt worden. Ausgezeichnet!
Die Tische und Sessel der Mensa werden den Anforderungen entsprechend verstellt.
NOW-WOW KINO MENSA UNIVERSITÄT FÜR ANGEWANDTE KUNST
Wir, Studierende der Klasse Kunst und kommunikative Praxis trafen uns im Zuge der Seminare von Tanja Widmann seit 2006 monatlich, um uns mit dem Medium Film in seinen verschiedenen Ausformungen und Artikulationen auseinanderzusetzen. Dabei stand vor allem eine Untersuchung des produktiven Spannungsverhältnisses von Kunst und Film im Vordergrund. Was will der Film in und von den jeweiligen Kontexten, inwiefern zeigen sich Überlagerungen und Differenzen. Auf welche Produktionsmodi können wir schließen und wie können die gegebenen Fragestellungen und Formfindungen auf die jeweils eigene künstlerische Arbeit rückwirken?
Diese Veranstaltungen zeichneten sich durch ihren halb-öffentlichen Charakter aus und fanden bislang in den Räumlichkeiten der Klasse statt. Die Institutsräume stellten in ihrer Beschaffenheit und Verfasstheit einen Kompromiss dar. Auch andere Orte der Universität, wie beispielsweise der Rote Lichthof, wurden auf ihre Tauglichkeit untersucht und waren keine geeigneten Alternativen um sich Film in einer seinen Eigenschaften entsprechenden Form anzunähern und zu untersuchen. Im Gegensatz dazu steht die Mensa der Universität, welche sich nicht nur durch den täglichen Betrieb in ihrer Öffentlichkeit von anderen universitären Räumlichkeiten absetzt, sondern bereits entscheidende Eigenschaften im Bezug auf die Architektur und insbesondere Raumakustik aufweist.
Unser Plan war es, die Mensa mit den nötigen Attributen eines Projektionsraumes auszustatten, welche eine rasche und aufwandarme Transformation hin zu einem Screeningraum ermöglichen würden. Nach Betriebsschluss würde sich die Mensa den BesucherInnen als ein Ort präsentieren, welcher – ähnlich den Qualitäten des frühen Kinos – Offenheit, loses Zusammentreffen und Fluktuation – vergleichbar dem täglichen Ablauf – mit sich bringt, dabei aber das lose Gespräch ebenso wie den analytischen oder auch theoretischen Diskurs über Film in den Mittelpunkt der geänderten Raumsituation stellt. In diesem Rahmen erhielte die adaptierte Mensa als Projektionsraum die Aufgabe des Zeigens und Rezipierens und solle zu einem wesentlichen Teil auch Labor sein, was bedeutet, dass auf eine kollektive Auseinandersetzung mit dem Medium Film im Sinne einer (De)Konstruktion vom Wahrgenommenen abgezielt wird.
Die seit 2006 gezeigten Arbeiten bezogen sich auf die Entwicklung künstlerischer Produktionen der Klasse und verschränkten sich mit Seminarlektüren. Des Weiteren handelte es sich um Positionen, die eine Auseinandersetzung mit Aktualitäten nahelegten, oder auch um das Zeigen unentdeckter Schätze aus dem hauseigenen Zeitschriftenlesesaal, die eine Sichtung, Kommentierung und Diskussion verdienen.
Vor dem Hintergrund der Öffentlichkeit und Offenheit produzierenden und beanspruchenden Mensa war es die Absicht, jene Züge auf den Kinoraum umzulegen und durch diesen Charakter eine produktive Arbeits- und Handlungsatmosphäre zu schaffen. Dies soll sich in Zukunft als Teil eines interdisziplinären, die verschiedenen Abteilungen der Universität (Medientheorie, Kunst- und Kulturgeschichte, Zeitschriftenlesesaal, Bildende Kunst, Studierende, Lehrende, Forschende, …) einbeziehenden Programms verstehen.