WOW! Urlaub vom Frieden (Amin Hak-Hagir), Mittwoch, 8. Juni 19.30

Synopsis „Urlaub vom Frieden“/Diagonale.:

1993 zieht der 23-jährige österreichische Soldat Helmut R. als
Söldner der Kroatischen Armee in den Jugoslawienkrieg. 15 Jahre
später schildert er in der Dokumentation Urlaub vom Frieden seine
Erlebnisse im Krisengebiet und erzählt von den Beweggründen
freiwillig Kriegsdienst zu leisten. Filmisch ganz auf den
Protagonisten konzentriert, vermittelt sich ein ungeschöntes Bild
militärischer Realität und Gewalt, jenseits von Läuterung oder
bloßer Verherrlichung.
 
 
 

 

Trailer „Urlaub vom Frieden“.:

„In den Kriegen der 1990er Jahre im ehemaligen Jugoslawien kämpfte auch eine beträchtliche Zahl von internationalen Freiwilligen. Ihre Bedeutung für die Kriegsführung auf allen Seiten darf nicht unterschätzt werden. Auch österreichische Söldner taten mit in diesem Krieg vor „unserer Haustür“.

Aber wieso? Mit welcher Motivation und Rechtfertigung gingen die meist jungen Männer in einen Krieg, mit dem sie eigentlich wenig bis gar nichts verband?

Diese hervorragende Dokumentation geht diesen und

ähnlichen Fragen nach, indem sie einem solchen Protagonisten die

Möglichkeit gibt, zu erzählen und ernsthaft zuhört. Das ist immer wieder verstörend, denn die Erklärungen, die man zu hören bekommt, führen einen wiederholt an die Grenzen des Erträglichen. So etwa wenn erzählt wird, wie aus Langeweile Granaten auf Dörfer geschossen wurden, oder wenn es um Details des Tötens im Häuserkampf geht. Dennoch, es macht Sinn, sich der Rationalität dieses Söldners zu stellen. Sie gibt einen Eindruck davon, mit welchen Akteuren, mit welcher Sinnstiftung und auf welchen Grundlagen der Krieg im ehemaligen Jugoslawien vonstatten ging. Wie der Film zeigt,

ging es dabei gar nicht immer, wie so gerne kolportiert wurde, um den

„Hass zwischen den Völkern“, sondern oft auch nur um die kalkulierte

„Professionalität“ des Tötens und um die kaltblütige Ausschaltung des zum Feind deklarierten „Anderen“. Dass in dem Film ein junger Österreicher im Mittelpunkt steht, macht die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht nur aus österreichischer Perspektive noch zusätzlich brisant.“

 

 

Rezension von Prof. Dr. Hannes Gandits

Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte

Humboldt-Universität zu Berlin